Das Potential von öffentlicher Beschaffung ist groß. Das jährliche Einkaufsvolumen von Bund, Ländern und Kommunen wird insgesamt auf bis zu 480 Mrd. Euro geschätzt (hier variieren die Angaben zwischen 11% und 20% des BIP). Der Anteil fair und nachhaltig hergestellter Produkte ist darunter leider noch erschreckend gering!
Beschaffer der öffentlichen Hand können mit dieser Kaufkraft einen erheblichen Einfluss auf den Markt nehmen und somit einen signifikanten Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Denn eine stetige Nachfrage nach ökoeffizienten Produkten, die unter Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen hergestellt worden sind, wird Hersteller und Händler dazu veranlassen, noch mehr Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die ökologische, nachhaltige und soziale Anforderungen erfüllen.
Die öffentlichen Beschaffer haben durch ihre Marktmacht und Vorbildfunktion eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung fairer und nachhaltiger Beschaffungskriterien und können so wesentliche Impulse für eine ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltige Entwicklung auslösen.
Genau dies war der Ansatzpunkt für das Projekt „Thüringer Beschaffungsallianz – fair und nachhaltig“, das von April 2016 bis Dezember 2019 vom Verein „Zukunftsfähiges Thüringen“ durchgeführt wurde. Das Projekt wurde von der Engagement Global gGmbH mit ihrer Servicestelle Kommunen in der einen Welt (SKEW) mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.
Projektziel war es, den Kenntnisstand und das Bewusstsein zur fairen und nachhaltigen Beschaffung auf Leitungs- und Handlungsebene zu verbessern, um den Anteil dieser Produkte in der öffentlichen und auch privaten Beschaffung in Thüringen zu erhöhen.
Ein spannendes Projekt mit viel Potential für eine effektive und förderliche Nachnutzung in allen Thüringer Kommunen, Behörden und Institutionen, die sich für faire und nachhaltige Beschaffung entschieden haben oder auch im Kontext der Weiterentwicklung der Thüringer Nachhaltigkeitsstrategie noch entscheiden werden.
Gleichwohl sind auch die Unternehmen gefragt sich strategisch so auszurichten, dass die Herstellungsprozesse transparent, nachhaltig und unter Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen ablaufen. Wettbewerbsvorteile können durch Zertifizierung (EMAS oder ISO 14001) der Produktion und Prozesse erlangt werden und die Herstellung von Gütern nach gültigen Umwelt- und Sozialsiegeln hat längst nicht nur mit Imagegewinn zu tun, sondern sichert reale Aufträge.
Unternehmen als Bieter und die ausschreibenden Beschaffungsstellen im Sinne des Projektzieles so zusammen zu bringen, dass Anforderungskriterien rechtzeitig kommuniziert und darauf passfähige Angebote abgegeben werden können, war eine Facette der Projektarbeit, die in Form von Bieterdialogen für beide Seiten synergetisch und nutzbringend umgesetzt werden konnte.
Information, Sensibilisierung und Begleitung auf dem Weg zu einer nachhaltigen Beschaffung.
Öffentlichkeitsarbeit und aktiver Austausch von Wissen und Erfahrungen auf Bundesebene sowie zwischen den Beteiligten waren wesentliche Projektbestandteile. Diesbezügliches Highlights waren der jährliche Fachtag „Faire und nachhaltige Beschaffung in Thüringen“ sowie Bieterdialoge zu verschiedenen Produkten.
Die Internetplattform beinhaltet Informationen zum Projekt, Materialien, Links sowie gute Beispiele.
Seit 2012 ist der Arbeitskreis "Faire und nachhaltige Beschaffung" in Thüringen aktiv. Für das Projekt fungierte er als Steuerungsorgan. Die kleine Gruppe von Engagierten wurde mit Projektstart um weitere Akteure aus Kommunen, der Zivilgesellschaft, der Sozialwirtschaft sowie aus Thüringer Ministerien und Behörden vergrößert. Die aktuellen Mitglieder des Arbeitskreises finden Sie hier.
Der Arbeitskreis besteht weiter und ist für weitere Akteure offen, die sich für faire und nachhaltige Beschaffung in Thüringen einsetzen. Der öffentliche Bereich ist hier gleichermaßen wie die Unternehmen, die sich dem Thema strategisch nähern möchten, angesprochen. Bei Interesse kontaktieren Sie uns bitte.